Führende Pflegeverbände, Pflegekammern und wissenschaftliche Fachgesellschaften gehen in die Offensive

Hier die Forderungen:

  1. Einbezug der Pflegefachpersonen in die kommunale Gesundheitsversorgung sowie die Substitution umschriebener, bisher ärztlich vorbehaltener Tätigkeiten im Sinne der Heilkundeübertragung bzw. die Etablierung neuer Versorgungskonzepte, wie sie zum Beispiel mit einer Advanced Practice Nurse möglich und international etabliert sind. Seit Jahrzehnten übernehmen Pflegefachpersonen weltweit ganz selbstverständlich Aufgaben, die in Deutschland als heilkundliche Tätigkeiten definiert sind. Beispielsweise sichern sie die Primärversorgung in ländlichen Gebieten mit erschwertem Zugang zu Ärztinnen und Ärzten und erzielen dabei eine durchaus vergleichbare Versorgungsqualität. Die Patientenzufriedenheit ist sogar höher. Diese und andere positive Effekte zeigen zahlreiche internationale Studien. 
  2. Die Verfahren zur Einrichtung von Pflegeberufekammern auf Landes- und Bundesebene gezielt voranzutreiben und politisch zu unterstützen. Die Corona-Pandemie zeigt, wie wichtig ein exakter Überblick über die Anzahl, die Qualifikationen und Erreichbarkeit von Pflegefachpersonen ist. Dies ist auch politischen Entscheidungsträgerinnen und -trägern klargeworden, wie dem ersten Entwurf zum sogenannten NRW-Epidemie-Gesetz entnommen werden kann. Dieses sah die Zwangsrekrutierung von Pflegefachpersonen vor. Eine weit bessere Lösung wäre die Einrichtung von Pflegeberufekammern, wie sie in Deutschland schon seit Jahrzehnten gefordert wird.
  3. Die Berufsgruppe der Pflegefachpersonen zu stärken und die Daseinsfürsorge zu sichern. Die Corona-Pandemie zeigt, dass ein hocheffizientes Gesundheitswesen wie das deutsche sehr gut qualifizierte und leistungsbereite Pflegefachpersonen benötigt, um die Daseinsfürsorge dauerhaft zu sichern. Es war und ist nicht hinnehmbar, dass pflegebedürftigen und kranken Menschen in einem wohlhabenden Land wie Deutschland nicht ausreichend Pflegefachpersonen zur Pflege und Unterstützung zur Verfügung stehen. Ziel muss eine Verbesserung der Versorgungsqualität und vor allem der Arbeitsbedingungen für Pflegefachpersonen sein. Hierzu bedarf es einer Personalausstattung, Qualifikation und Entlohnung, die sich an der tatsächlichen Komplexität und Verantwortung des Pflegeberufes orientieren. Dies setzt ein wissenschaftlich fundiertes und praxistaugliches Personalbemessungsinstrument voraus. 
  4. Die Disziplin Pflegewissenschaft zu fördern sowie eine solide Evidenzbasis für professionelle Pflege zu schaffen. Die Corona-Pandemie zeigt deutlich den Bedarf nach Entwicklung und Evaluation von Modellen der pflegerischen oder Pflege-geleiteten Versorgung unter Pandemiebedingungen. Über viele Jahre gab es keinerlei spezifische Förderung der universitären Pflegeforschung. Pflegewissenschaftlicher Nachwuchs ist rar, Professuren können kaum besetzt werden, und die Standorte buhlen um die wenigen qualifizierten Bewerberinnen und Bewerber. Die weitere Professionalisierung der Pflegefachberufe benötigt eine leistungsfähige, hochqualifizierte wissenschaftliche Bezugsdisziplin. Künftige Forschungsförderprogramme sollten sich spezifisch auch an die Pflegewissenschaft und den pflegewissenschaftlichen Nachwuchs richten.
  5. Die regelhafte Einrichtung pflegewissenschaftlicher Professuren an allen Universitätskliniken und medizinischen Hochschulen sowie eine konsequente Erhöhung des Anteils hochschulisch qualifizierter Pflegefachpersonen. Für Pflegefachpersonen stellt sich aktuell die Herausforderung, bewährte Prozesse und Verfahrensweisen auf die aktuellen Herausforderungen der Pandemie tiefgreifend anzupassen. Hierzu braucht es Fähigkeiten, sich aktuelle Forschungserkenntnisse zu erschließen und auf die berufliche Praxis kritisch-reflektierend zu adaptieren. International ist der Pflege- wie auch Hebammenberuf als eine hochschulisch zu erwerbende Qualifikation Standard – Deutschland muss hier dringend anschlussfähig werden.

Die Unterzeichnenden fordern, dass bisherige halbherzige politische Aktivitäten jetzt von wirksamen und nachhaltigen Aktivitäten abgelöst werden!

  • Bundespflegekammer
  • Dekanekonferenz Pflegewissenschaft
  • Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe
  • Deutsche Gesellschaft für Pflegewissenschaft
  • Deutscher Pflegerat
  • European Academy of Nursing Science
  • Pflegekammer Rheinland-Pfalz
  • Pflegekammer Niedersachsen
  • Pflegekammer Schleswig-Holstein
  • Verband der Pflegedirektorinnen und Pflegedirektoren der Universitätskliniken und Medizinischen Hochschulen Deutschlands (VPU)
  • Netzwerk Pflegeforschung im VPU“

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